Rovaniemi

In Rovaniemi angekommen, suchten wir uns einen Platz am Ounasvaara „activity park“ zum Übernachten. Dies ist ein bewaldeter Hügel, durchzogen von Spazierwegen, Mountainbike-strecken und Skilanglaufpisten. Inzwischen war es 23.30 Uhr und immer noch so hell, dass wir ohne zusätzliche Lichtquelle noch unsere Erlebnisse aufschrieben und Fotos sichteten. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkten wir vor uns zwischen den Bäumen irgendeine Aktivität.

Beim näheren Betrachten erkannten wir eine kleine Herde von Rentieren, die hier ihr Nachtmahl einnehmen wollten. Die Kamera sowie die GoPro geschnappt und so wie wir waren raus, um die Szene einzufangen… innerhalb der nächsten Minuten war der Spuk dann vorbei und die Tiere weg, aber was für ein schönes Erlebnis!

Am Morgen haben wir dann den ganzen Hügel erkundet und entdeckten neben Santasport (Sportschule von Lappland), einen Hochseilgarten, einen Fußballplatz, eine Eishockeyhalle, eine Sommerrodelbahn und einige Skisprungschanzen. Hier wird die Jugend sportlich gefördert, trainiert und es finden auch Wettkämpfe statt. Jedermann hat hier die Möglichkeit, vielerlei Outdooraktivitäten nachzugehen: spazieren, walken, joggen, Mountainbike und Ski fahren. Es war reger Betrieb auf dem Ounasvaara und dies bis spät in die Nacht hinein, denn es blieb ja taghell.  Unser nächstes Ziel in Rovaniemi war das Arktium. Ein Wissenschaftscenter und Museum zugleich, dass die Natur, Kultur sowie die Geschichte des Nordens nahe bringt. Es war sehr informativ und die verschiedenen Ausstellungen waren sehr interessant und sehenswert. Das Gebäude ist architektonisch sehr beeindruckend: ein 172m langer – teils unter der Erde liegender Glastubus, der je nach Jahreszeit u. Lichtverhältnissen für unterschiedliches Ambiente sorgt.

Santa-Park

Danach fuhren wir zum Santa-Park – einfach ein „muss“, wenn die Route über den Polarkreis führt. Direkt am Eingang geht es unter die Erde und dann erlebt man Weihnachten pur: geschmückte Weihnachtsbäume, Elfen, die Spielzeuge herstellen, das Weihnachtsmann Postamt, eine Backstube, eine Elfenschule, eine Artisten-Show und Santa Claus persönlich. Des Weiteren hat man hier die Möglichkeit, unterirdisch den Polarkreis zu überqueren, wer möchte, sogar zertifiziert mit einer Urkunde, höchstpersönlich von einem Elfen ausgestellt. Eine nette Erfahrung und für Kinder bestimmt ein unvergesslicher Ort!

Polarkreis & Mitternachtssonne

Kurze Zeit später überquerten wir dann ein zweites Mal den Polarkreis, dieses Mal über der Erdoberfläche und nun befanden wir uns in Lappland. Immer weiter Richtung Norden begleiteten uns rechts und links der Strassen Wälder, Seen und Flüsse, die sich mit immer weniger und immer kleineren Orten abwechselten.

Auch Rentiere standen nun öfter am Strassenrand oder sogar direkt auf der Strasse. Für uns eine neue Erfahrung – wir hielten an oder bremsten ab. Für die Finnen vermutlich Alltag – sie hupten kurz und fuhren vorbei. Bei der Suche nach dem nächsten Übernachtungsplatz stiessen wir auf einen Ort namens Saariselkä. Hier gab es auf einem Hügel ein Hotel und einige Skipisten inkl. Seilbahnen, an dem man mit dem Wohnmobil stehen durfte.

Als wir dort eintrafen, wussten wir auch warum: neben einigen anderen, die dort schon standen, reihten wir uns ein – den Blick Richtung Norden. Hier hatten wir dann ein spektakuläres Erlebnis hautnah. Ab 23.30 Uhr sahen wir die Sonne langsam Richtung Horizont wandern. Gegen 00.30 Uhr erreicht sie ihren tiefsten Stand, immer noch ein ganzes Stück über dem Horizont und begann langsam wieder zu steigen – Mitternachtssonne! Sie ging nicht unter!

Um uns herum war ein reges Treiben – alle fotografierten, was das Zeug hielt, um diesem Moment festzuhalten. In dieser Nacht wurde scheinbar niemand müde. Ein Mann fuhr sogar noch mit seinem Mountain Bike los. Auch wir stellten fest, dass die Helligkeit uns einen Streich spielte – auch wir wurden einfach nicht müde und es war inzwischen 02.00 Uhr. Nützte nichts: ATLAS abgedunkelt und dann geschlafen.

Inari See

Weiter ging es Richtung Inari See. Kurz hinter Ivalo konnten wir das erste Mal einen Blick auf den See werfen. Welch Dimension und was für ein tiefdunkles Blau, als wäre man am Meer. Auf dem Weg nach Inari fuhren wir dann abwechselnd mal am direkt am See entlang und mal durch Wälder. Orte und auch Häuser wurden immer spärlicher.

In Inari angekommen stellten wir fest, dass der Tourismus eher auf die Wintersaison eingestellt ist. Es wurde nicht viel angeboten. Wer mit dem Boot oder Kanu hier ist, hat natürlich das gefühlte Paradies für sich entdeckt. 1.085 km2 groß und 96m tief ist der Inari See der drittgrößte See Finnlands und der zweitgrößte nördlich des Polarkreises überhaupt. Inari ist die größte Gemeinde Finnlands, 17.334 km2. Mit nur ca. 6.800 Einwohnern und mit atemberaubender Natur. Hier befinden sich die zwei größten Nationalparks Finnlands und Naturschutz sowie Reinheit stehen im Mittelpunkt der lappländischen Lebensart.

Dies konnten wir in Siida, einem Sami-Museum und Naturzentrum, eindrucksvoll feststellen. Hier wird chronologisch die Entwicklung der arktischen Natur und Kultur dargestellt. Im Freilichtmuseum können verschiedene samische Behausungen und Jagdmethoden besichtigt werden. Die Hütten, Vorrats- und Tierschuppen wurden noch bis 1950 genutzt und es beeindruckt sehr, wie einfach und doch zweckmäßig die Samen gelebt haben.

Wir sind dann hinter Inari von der E75 auf die Nebenstrecke abgebogen und fuhren dann westlich am See entlang Richtung Norwegen. Hier empfiehlt es sich mit ausreichend vollem Tank und Proviant zu fahren, denn die Versorgungsmöglichkeiten auf dieser Strecke nehmen rapide ab. Die Landschaft wird auch zunehmend karger und besteht aus arktischen Hochebenen mit runden Kuppen und kargen, teils sumpfigen Einödlandschaften. Nach einem späten Abendessen am See waren wir wieder nicht müde und sind dann noch über die Grenze nach Norwegen gefahren. Wir standen dann in Neiden direkt an einem Wasserfall, dem Skoltefossen.