Wir verlassen nun den Lysefjord sowie die markanten Berglandschaften und fahren in Richtung Küste durch die Landschaft Jæren, was auf Deutsch „Kante“ bedeutet. Diese Landschaft, die sich bis Stavanger erstreckt, liegt am Rand des sich im Osten anschließenden Gebirges. Bekannt ist Jæren für seine langen, weißen Sandstrände, die zu Norwegens besten Spots für Wellenreiter, Kite- und Windsurfer zählen. In dieser Region steht die Landwirtschaft im Vordergrund und wohin wir auch schauen, sehen wir Steinhecken und kleine Felder in der Nähe des Meeres. Es ist die Speisekammer Norwegens und zeitweise gewinnen wir auch den Eindruck in Südengland zu sein.

Die Küste von Jæren ist dem offenen Meer schutzlos ausgeliefert und gilt von alters her als der gefährlichste Küstenabschnitt Norwegens. Es war früher eine gängige Methode der Navigation, sich an den Bergen der Küste zu orientieren. Diese liegen in Jæren ein ganzes Stück landeinwärts und somit fehlten den Steuermännern markante Orientierungspunkte zur Navigation. Im 19. Jh. wurde deshalb damit begonnen, die Küstenschifffahrt durch den Bau von Leuchttürmen sicherer zu machen. Heute, in Zeiten moderner Navigation, haben sie ihre Bedeutung eingebüßt, aber einen festen Platz in der Kultur und Geschichte behalten.

Obrestad Fyr

Obrestad Fyr gehört zu einer Kooperation von Leuchttürmen im Rogaland, mit dem Ziel die besondere Funktion, Geschichte sowie Eigenheiten der Leuchttürme in der Küstenlandschaft zu vermitteln. Er wurde 1873 in Granit gebaut, ist 16 Meter hoch und erinnert uns in seiner Architektur ein wenig an eine Kirche. Daneben gibt es noch das Haus des Leuchtturmwärters, ein Bedienstetenhaus und das Wohnhaus der Familie. 1991 wurde der Leuchtturm automatisiert und ist ohne Besatzung. Seit 1998 steht er unter Denkmalschutz und fungiert als Museum.

Obrestad Fyr in Jæren

Madland Havn

Am Madland Havn können wir uns dann mit eigenen Augen davon überzeugen, wie rau und gefährlich es an dieser Küste zugegangen ist. Dort liegen am Strand und im Geröll überall zerstreut die Reste  eines Schiffswracks. Wie lange es hier schon liegt und welche verhängnisvolle Geschichte sich vor vielen Jahren zugetragen hat, bleibt im Dunkeln. Heute liegt es verrostet am Strand und sieht in der untergehenden Sonne ein wenig gespenstisch aus.

An dem kleinen Hafen liegen kaum Boote, aber dafür stehen hier umso mehr Wohnmobile und genießen die Ruhe, den wunderschönen Ausblick auf das Meer und den Sonnenuntergang.

Madland Havn

Varhaug Kapelle

Die seit dem 13. Jh. in Varhaug stehende Kirche wurde 1905 abgerissen und durch eine kleine Grabkapelle ersetzt. Diese befindet sich samt Friedhof in wunderschöner Lage am Meer.

Friluftsfyret Kvassheim

Der Leuchtturm Friluftsfyret Kvassheim liegt im Süden von Jæren und wurde 1912 gebaut. Ab 1990 war der Leuchtturm nicht mehr bemannt und heutzutage finden im ehemaligen Wohnhaus Ausstellungen statt. Im ehemaligen Maschinenhaus wird ein kleines Café betrieben, jedoch kann man hier sein eigenes Proviantpaket mitbringen und verzehren. Ein großes Panoramafenster bietet einen schönen Ausblick auf die umliegenden Felder und das Meer.

Eigerøy Fyr

Wir fahren weiter Richtung Süden, in Egersund über die Eigerøy Bru auf die Insel Eigerøya. Dort überqueren wir den Nautasund über eine Brücke und wandern nun auf der Insel Midbrødøya ca. 2 km durch eine malerische Landschaft. Ein Schotterweg führt über Schafweiden, durch ein kleines Wäldchen, um einen kleinen Bergsee bis zum Eigerøy Fyr. Es ist einer der lichtstärksten Leuchttürme in Europa und Norwegens erster aus Gusseisen. Gebaut wurde der 32,9 m hohe Turm 1854 und bis 1989 wohnte eine Leuchtturmwärterfamilie  im Wärterhaus. Dann wurde das Leuchtfeuer automatisiert und steht seit 1999 unter Denkmalschutz.

Egersund

Auf dem Rückweg halten wir dann in Egersund und schauen uns in der Kleinstadt mit ca. 11.500 Einwohnern ein wenig um. Neben einem schönen Hafen hat der Ort eine charmante Altstadt mit gut erhaltenen Holzhäusern und ist bekannt für eine gemütliche Einkaufsatmosphäre. Kleine Läden in engen, von alten Holzhäusern eingerahmten Gassen sehen sehr einladend aus.  Wir können diese leider nicht von innen anschauen oder einkaufen, da alle schon um 15.00 Uhr schließen. An einem normalen Wochentag – hier geht es wirklich gemütlich zu.

Sogndalstrand

Sogndalstrand ist ein kleines Hafendorf in der Gemeinde Sokndal und liegt an der Mündung des Flusses Sokna. Der kleine Ort ist eines der meist besuchtesten Reiseziele in Rogaland und der Ortskern steht seit 2005 unter Denkmalschutz, der einzige in ganz Norwegen. Die Holzhäuser stammen aus dem 18. und 19. Jh. und sind alle bewohnt oder werden als Restaurant, Galerie oder Laden genutzt. Beim Gang durch die enge Gasse fühlen wir uns ein wenig in der Zeit zurückversetzt. Am Ende des Weges stehen wir auf mit Gras bewachsenen Felsen und genießen eine fantastische Aussicht auf ein tiefblaues Meer mit einigen kleinen, vorgelagerten Inseln.

Außerhalb dieses kleinen, alten Dorfkerns ist das Angebot weitaus vielfältiger. In den letzten Jahren hat es einen regelrechten Boom in vielen Bereichen gegeben z. B. ein Kulturhotel, Galerien, Golfplätze, regionale Geschäfte, ein Outdoor Amphitheater, Searafting und ein Fischereimuseum. Im Sommer finden viele große Konzerte im Sogndalstrand Amphitheater statt.

Helleren

Ein einzigartiger Ort und gleichzeitig Zeugnis der Vergangenheit sind zwei alte Häuser aus dem Ende des 18.Jh., die unter einem mächtigen Felsvorsprung am Jøssingfjord versteckt sind. „Helleren“, was auch Felsenhöhle bedeutet, war früher ein kleines Gehöft, in dem zeitweise bis zu drei Familien lebten. Die Häuser sind für heutige Verhältnisse unglaublich klein und ohne wetterfeste Dächer gebaut, der Felsvorsprung bot genügend Schutz vor Regen, Schnee oder Unwettern.

Das blaue (heute fast weisse) Haus ist für Besucher offen: wir gehen hinein und sehen voller Respekt die schlichten Holzmöbel, den kleinen Holzofen, einige Werkzeuge und ein Paar getragene Schuhe.

Hinter dem roten Haus steht ein Eimer, in dem tropfendes Wasser aus dem Felsen aufgefangen wird. Dieses war für durstige Wanderer bestimmt und auch heute erfüllt das sehr wohlschmeckende Wasser noch seinen Zweck.

Flekkefjord

Dieses malerische Städtchen liegt am nördlichen Ende des Stolsfjorden. Ein reizvolles Stadtviertel, mit Holzhäusern aus dem 17. und 18. Jh. ist Hollenderbyen die „Holländerstadt“. Ab dem 16. Jh. ließen sich eine große Zahl Holländer hier nieder und lebten vom Handel mit Eichenholz, Granit und Hummern. In ihrem Heimatland war der Bedarf an diesen Handelswaren enorm. Bis heute werden große Teile von Amsterdam von Eichenholz und Granitgneis aus Flekkefjord getragen. Und so drückten sie Flekkefjord und den Einwohnern ihren Stempel auf. Sehr sehenswert ist auch die weiße Holzkirche, die 1832 mit einem markanten, achteckigen Turm erbaut wurde.

Wir parken neben dem hübsch angelegten Bootshafen und schauen eine ganze Weile dem regen Treiben, dem Kommen und Gehen zu. Boote legen an und fahren nach erledigten Einkäufen wieder zurück auf die vorgelagerte Insel Hidra. Dann kommt eine Frau, die neben uns parkt, voll beladen mit Taschen zu ihrem Auto zurück. Wir kommen ins Gespräch und sie erzählt, dass sie auch auf Hidra lebt und gleich mit der Fähre wieder hinüberfährt. Und wie schön diese Insel und die Natur sind; sie empfindet es als großes Glück dort zu leben.  Da wir aus Deutschland kommen, erzählt sie noch, dass sie 1989 mit der Schulklasse in Berlin gewesen ist. Noch vor dem Mauerfall, also nur in Westberlin und auch nur ein einziges Mal.

Jølle

Auf dem Weg die Küste entlang fahren wir über den Listafjord auf die Halbinsel Lista und suchen uns dann einen ruhigen Platz zum Übernachten. So landen wir in Jølle, einem kleinen Hafen und erleben hier einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Blick auf Hidra.

Lista Fyr

Am Morgen fahren wir dann ein Stück an der zerklüfteten Küste entlang zum Lista Fyr. Dieser 34 Meter hohe, aus Stein gemauerte Leuchtturm wurde 1836 in Betrieb genommen. Im Besucherzentrum sehen wir eine kleine Ausstellung über den Leuchtturm sowie Rettungseinsätze aus vergangener Zeit. Heutzutage gibt es zwei Appartements im Leuchtturm, in denen man übernachten kann.

Auf der Rasenfläche vor dem Leuchtturm werden wir von hunderten kleinen Norwegenflaggen begrüßt und lesen später dann, dass es 2.000 Stück sind und es sich hierbei um ein gerade laufendes Projekt handelt.

Ein weiteres Projekt „Oceanhope“ finden wir dann am Strand. Es geht hier um die Meeresverschmutzung – dieser „Müllglobus“ wurde 2018 aus Plastik gebaut, dass im südnorwegischen Schärengebiet angespült wurde. Daneben treffen wir, wie an vielen anderen Orten an der Küste, auf Bunkeranlagen aus dem 2. Weltkrieg.

Danach haben wir bei schönstem Sommerwetter einen Spaziergang am Strand entlang gemacht. Die kilometerlangen Sandstrände mit weißem, weichen Sand sind als Badestrände und bei Spaziergängern sehr beliebt. 

Farsund

Farsund-Resort ist eine reine Touristenanlage, was wir auf den ersten Blick so gar nicht wahrnehmen. Hier wurde alles machbare unternommen, um den Eindruck eines „gewachsenen Dorfes“ mit einer erholsamen  und gemütlichen Atmosphäre zu vermitteln. Es wohnt nicht ein Norweger in den Häusern.

Wir sind durch einen Teil der Anlage gegangen und es ist wirklich für jeden etwas dabei und tatsächlich sehr gemütlich. Über Badeplätze, Minigolf, Beachvolleyball findet man hier tolle Wanderwege. Es gibt ein schönes Restaurant und zu jedem Haus kann ein Boot, zum Angeln oder auch nur um ein wenig im Fjord zu schippern, gemietet werden. Der kleine Hafen hat alles, was ein Anglerherz sich wünscht und Fische sind bestimmt reichlich im Fjord vorhanden.

Wir machen es uns im Wohnmobil gemütlich und genießen den schönen Ausblick auf den Hafen und den Fjord.